Eine (Sprach-) Lernhelferin erzählt

Lernhelfer beim Freundeskreis Flüchtlinge in Rutesheim

Als im Herbst 2014 die erste Einladung zum Freundeskreis Flüchtlinge in Rutesheim kam, war mir klar: da musst Du mitmachen. Bei all‘ den furchtbaren Bildern aus dem Fernsehen wollte ich mich unbedingt für diese armen Menschen engagieren. Ich bin unglaublich nett aufgenommen und in die Arbeit eingeführt worden. Schon bald war mir klar, eine Patenschaft konnte ich neben meinem Beruf und anderen Ehrenämtern nicht eingehen. Nachdem Frau Brodesser von der Sprachhilfe Rutesheim Ihre Sprachkurse für Flüchtlinge vorgestellt hatte und um Unterstützung für die Teilnehmer bat, schien mir das eine gangbare Alternative. Gleich am nächsten Montag lud Sie mich ein, eine Schülerin kennenzulernen und der Einladung bin ich gerne gefolgt. An diesem Montag stand ich zum ersten mal meiner „Schülerin“ gegenüber und eigentlich haben wir uns nur angelächelt. Sie konnte weder Deutsch noch Englisch „nur“ Kurdisch, Arabisch und Türkisch. Diese Sprachen konnte ich leider nicht. Also was tun?

Eigentlich kann ich hier kein Erfolgsrezept weitergeben. Wir haben uns mit Händen und Füßen unterhalten und in kleinen Schritten (sie nahm damals auch am Alphabetisierungskurs teil) mit Hilfe der Unterlagen aus dem Kurs uns der deutschen Sprache genähert. Meine Schülerin ist unglaublich fleißig und das trotz mehrerer Kinder. Mittlerweile verbindet uns weit mehr als nur der Deutschunterricht. Die ganze Familie ist mir unglaublich an Herz gewachsen. Außerdem tausche ich mich gerne mit den Paten aus, die natürlich noch ein viel engeres Verhältnis zu ihr und der Familie haben. Meinen Platz habe ich auf jeden Fall auch bei Ihnen gefunden.

Wie habe ich mich gefreut, als ich die erste Whats-App bekommen habe und ich sie auch tatsächlich verstanden habe (davor gab es schon mehrere, die für mich auch genauso gut hätten Chinesisch sein können). Ein Verständigungsproblem existiert mittlerweile nicht mehr, auch wenn die Sprache noch sehr verbesserungswürdig ist. Irgendwann kommt dann der offizielle von der Arbeitsagentur bezahlte intensive Sprachkurs und bis dahin kann sie sich auf jeden Fall schon sehr gut verständlich machen.

Ich bekomme so viel von der Familie zurück. Schon allein die Freundschaft, die sie mir entgegenbringen. An meinem Geburtstag mussten die Familie unbedingt kommen und Geschenke bringen (auch wenn es nur Kleinigkeiten waren, sind sie mir unglaublich wertvoll). Wenn sie mir helfen, wollen sie nie etwas von einem Dankeschön hören und Bewirtung wenn ich zum Lernen komme muss auch immer sein…

Falls Sie sich für die Aufgabe eines Lernhelfers interessieren, können Sie mich gerne beim Freundeskreis ansprechen oder eine Mail schreiben unter fk-rutesheim@web.de.


 

Wir Lernhelfer sind eine sehr nette Gruppe und würden uns über Verstärkung freuen! Wir treffen uns alle zwei Wochen (nächstes Treffen am 26.07.2016 im neuen Gemeindehaus der St. Raphaelskirche in der Schubertstr. 12 um 18.00 Uhr. Wir laden Sie herzlich ein! (Claudia Beuke)